My Story

Ein Teil meiner Reise besteht aus meiner ganz eigenen Geschichte.

Es gibt einen Grund, warum ich längere Zeit in Italien gelebt, die Sprache erlernt und die unterschiedlichen Regionen bereist habe. Und zwar wollte ich meine Wurzeln kennenlernen, aber nicht nur das, auch wollte ich meinen leiblichen Vater finden.

Im Alter von 19 Jahren habe ich erfahren, dass ich zur Hälfte Italiener bin. Diese Nachricht kam wie eine Watsche ins Gesicht, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich meine Herkunft schon immer in Frage gestellt. Jeder Italienurlaub in meiner Jugend gab mir ein Gefühl von Heimat, jede Rückfahrt war ein emotionaler Kampf mit mir selbst. Ich wollte einfach nicht zurück. Zwar bin ich in Wien geboren und aufgewachsen, aber innerlich bin ich in meiner Heimatstadt nie richtig angekommen. Die meisten meiner Urlaube verbrachte ich auch im Erwachsenenalter in Italien, wo ich aufgrund meines Äußeren immer auf Italienisch angesprochen wurde.

Erst viele Jahre später setzte ich mich mit diesem Thema auseinander. Warum?

Ich hielt es nicht für relevant und dachte, dass Wurzeln eine eher untergeordnete Rolle spielen. Im Laufe einer schweren Krise in meinem Leben, wurde ich aber mit dem Thema indirekt konfrontiert. Als ich meine Zelte in Wien abbrach und nach Berlin zog, begann ich bereits Monate später, Italienisch an der Volkshochschule zu lernen. Und ich lernte es sehr schnell, bis es mich eines Tages gerufen hat und ich beschloss, nach Italien aufzubrechen.

Dank einiger Recherchen im Internet, konnte ich den Wohnort meines leiblichen Vaters ausfindig machen. So fuhr ich nach einem Jahr Rumreisen durch Italien und ohne viele Erwartungen nach Pisa. Dort wurde mir mitgeteilt, dass dieser vor vielen Jahren verstorben ist, aber einen Sohn hinterlassen hat. Und so lernte ich unerwarteterweise meinen (Halb-) Bruder kennen, der seit langem im Ausland lebt und zu diesem Zeitpunkt zu Besuch in Pisa war. Schicksal? Definitiv!

Es war eine sehr rührende Begegnung und ich konnte viel über mich selbst erfahren.

Zum Beispiel, warum ich mich immer schon auf Inseln wohler gefühlt habe als auf dem Festland. Oder warum ich kein Fan von Fußball bin oder, woher meine Ohren stammen. Das und vieles mehr, alles Eigenschaften, die ich von meinem Vater geerbt habe. Für viele mag es nach Kleinigkeiten klingen, unbedeutende „Zufälle“, aber dank dieser Begegnung habe ich verstanden, warum ich so bin, wie ich bin und vor allem, wer ich bin. 

„Was wäre gewesen, wenn…?“ – ist eine Frage, die ich mir öfters gestellt habe. Dass mein leiblicher Vater nicht mehr am Leben ist, lässt viele Fragen offen und unbeantwortet.

Umso mehr freut es mich aber, dass mein Bruder und ich nach wie vor in Kontakt sind. Zwar können wir beide nicht so viele Jahre von heute auf morgen nachholen…aber Blut ist bekanntlich dicker als Wasser und rückblickend betrachtet bin ich mehr als glücklich, diesen langen Weg auf mich genommen zu haben.